Kinder- und Jugendwohngruppe
"JuLe"
Die Kinder- und Jugendwohngruppe „JuLe“ – „Jugend erLeben“ bietet Kindern und Jugendlichen im Rahmen der erzieherischen Hilfen nach § 34 SGB VIII sowie § 34 in Verbindung mit § 35a SGB VIII professionelle, individuelle und lösungsorientierte Hilfe und Unterstützung in besonderen Lebenslagen. Dies impliziert u.a., dass die Ressourcen der Herkunftsfamilie und des sozialen Umfelds nicht mehr ausreichen, um die Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung altersgerecht zu fördern und eine, dem Wohl des Kindes entsprechende, Erziehung nicht gewährleistet ist.
In der Kinder- und Jugendwohngruppe stehen 8 vollstationäre Plätze für Jungen und Mädchen zur Verfügung. Die Belegung erfolgt durch das Jugendamt Leipzig und des Landkreises.
Die Wohngruppe nimmt Kinder im Alter von 10 - 18 Jahren auf. Eine Aufnahme orientiert sich unter anderem an der jeweils aktuellen Altersstruktur der Gruppe sowie an deren Zusammensetzung.
Die in der Hilfeplanung festgelegten Vereinbarungen über die Ziele und die individuelle Entwicklung des jungen Menschen bestimmen die Dauer des Aufenthalts in der Kinderwohngruppe. Der Aufenthalt endet entweder mit einer Rückkehr in die Herkunftsfamilie oder mit einer Überleitung in eine andere Hilfeform.
Unsere pädagogischen Inhalte
Das Leistungsangebot richtet sich an Kinder/Jugendliche und deren Eltern in besonderen Lebenslagen. Eine besondere Lebenslage heißt beispielsweise, dass Ressourcen der Herkunftsfamilie und des sozialen Umfeldes nicht mehr ausreichen, um die Kinder/Jugendlichen in ihrer Entwicklung altersgerecht zu fördern und eine dem Wohl des Kindes entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist. Das Aufnahmealter der Kinder beginnt bei 10 Jahren und kann bis zum vollendeten 18. Lebensjahr bzw. 21. Lebensjahr in Anspruch genommen werden.
Gemäß § 35a SGB VIII besteht zudem die Möglichkeit der Aufnahme und Betreuung von Kindern/Jugendlichen mit einer seelischen Behinderung. Im Sinne der Inklusion bietet die Kinder- und Jugendwohngruppe darüber hinaus auch Kindern/Jugendlichen mit einer körperlichen, geistigen und mehrfachen Behinderung ein „vorübergehendes Zuhause“, wobei hier eine weitgehende Selbstständigkeit (keine Pflegebedürftigkeit) vorausgesetzt wird.
Nicht aufgenommen werden Kinder/Jugendliche, welche akut suizidal sind und von daher permanenter Überwachung und medizinischer Nachkontrolle bedürfen, ebenso wie Kinder/Jugendliche, welche akut alkohol- und/ oder drogenabhängig sind und (damit) intensiver medizinisch/ psychiatrischer Behandlung bedürfen. Dies betrifft ebenso Kinder/Jugendliche, die eine außerordentliche Delinquenz aufweisen.
Das zentrale Ziel der Pädagogik der Kinder- und Jugendwohngruppe “JuLe“ ist die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung des jungen Menschen unter Berücksichtigung seiner vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen. Der junge Mensch soll zu einem selbstbestimmten Leben in Eigenverantwortung befähigt werden.
Die pädagogische Arbeit der Wohngruppe verfolgt folgende Ziele:
- Emotionale Stabilisierung durch das verlässliche Beziehungsangebot und die Halt gebenden Strukturen im Tagesablauf
- Aufbau tragfähiger Beziehungen, die den Kindern und Jugendlichen wieder neue Möglichkeiten der Orientierung an Erwachsenen ermöglichen; dazu gehört vor allem der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen
- Förderung der Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung, insbesondere der Ich-Kompetenzen wie Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen
- Entwicklungsförderung durch Anleitung und Förderung in alltäglichen Abläufen, durch spielerisches, motorisches oder kreatives Handeln
- Förderung der Motivation für das schulische Lernen sowie für alltagspraktische und soziale Handlungsabläufe
- Mobilisierung der Ressourcen durch entsprechende Freizeitgestaltung und Fördermaßnahmen
- Integration in soziale Gruppen innerhalb und außerhalb der Wohngruppe, um den jungen Menschen in seiner sozialen Entwicklung zu fördern
- Förderung von sozialen Kompetenzen, die den Aufbau von prosozialen Verhaltensweisen auch in schwierigen und neuen Situationen ermöglichen.
Unser Alltag
Um den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen altersgerecht entsprechen zu können, stehen 6 möblierte Einzelzimmer sowie 1 möbliertes Doppelzimmer zur Verfügung.
Der offene Küchenkomplex ist in einen großzügigen, gemütlichen Gemeinschaftsbereich mit Beschäftigungsmöglichkeiten integriert. Weiterhin stehen ein Medienraum, ein Besucherzimmer und ein Ruhe- und Bewegungsraum zur Verfügung.
Der parkähnliche Garten lädt zu Spiel, Sport und Erholung ein. Im Gebäudekomplex befinden sich zudem logopädische, heilpädagogische sowie ergo- und physiotherapeutische Einrichtungen, die zur Unterstützung der altersgerechten Entwicklung der Kinder intensiv genutzt werden.
Unser multiprofessionelles Team setzt sich aus 7 kompetenten Fachkräften wie SozialpädagogInnen, HeilpädagogInnen, ErzieherInnen und zusammen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wohngruppe bieten regelmäßig spezielle Aktivitäten getrennt für die männlichen und weiblichen Bewohnerinnen und Bewohner an. Dabei werden die jungen Menschen ermutigt, sich in ihrem jeweiligen Rollenverständnis und Selbstkonzept weiter zu entwickeln.
Außerdem findet einmal im Jahr eine politische Bildungsfahrt statt. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit Kernthemen der deutschen Geschichte und aktuellen Ereignissen.
Mit dem Kind/Jugendlichen wird eine individuelle Freizeitregelung festgelegt. Die Wohngruppe stellt ihrerseits Angebote zur Verfügung. Die Angebote ergeben sich aus den Bedürfnissen der Kinder/Jugendlichen. Es ist wünschenswert, dass sich die Kinder/Jugendlichen in Vereinen aktiv betätigen.
Schule und Ausbildung sind für eine spätere unabhängige Lebensführung von großer Bedeutung und stellen in unserer pädagogischen Arbeit einen elementaren Bereich dar. Dementsprechend große Unterstützung erhalten die Kinder und Jugendlichen für das Erreichen eines entsprechenden Schulabschlusses.
Ziel ist es, die Kinder/Jugendlichen entsprechend ihres Alters und Entwicklungsstandes an allen sie betreffenden Entscheidungen zu beteiligen und eine intensive Mitbestimmung „zu leben“. Dabei ist es die Aufgabe der Fachkräfte, das Setting so zu gestalten, dass dafür eine vertrauensvolle, anerkennende und wertschätzende Atmosphäre als Basis vorhanden ist.
In der Wohngruppe findet einmal in der Woche eine Gruppensitzung statt. Diese kann aber auch außerordentlich durch die Jugendlichen oder das Team einberufen werden. Die Gruppensitzungen sind verbindlich und sollen für die Jugendlichen ein Übungsfeld sein, um sich innerhalb einer Gruppe und mit anderen Gruppenmitgliedern auseinander zu setzen.
Unsere Besonderheiten
Elternarbeit - Eltern und wichtige Bezugspersonen, die im bisherigen Leben der Kinder und Jugendlichen eine zentrale Rolle gespielt haben, bleiben, selbst wenn der Kontakt zum Zeitpunkt der Unterbringung gestört oder nicht vorhanden ist, auch nach der Unterbringung wichtig für die von uns betreuten Kinder und Jugendlichen.
Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern ist in unsere Arbeit von zentraler Bedeutung. Ihre Einschätzungen und Sichtweisen geben uns wichtige Anhaltspunkte für unsere tägliche Arbeit. Durch eine enge, im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten liegende, Einbindung der Eltern in die Erziehung der Kinder und Jugendlichen nutzen wir deren Ressourcen zur Optimierung unserer professionellen Vorgehensweise.
Individuelle Förderung - Die Kinder- und Jugendwohngruppe arbeitet mit dem Instrument der Bezugsbetreuung. Jedes Kind/Jugendlicher, sowie die Eltern werden ab dem Zeitpunkt seines Einzuges in die Wohngruppe für die gesamte Dauer der stationären Hilfe von einem sogenannten „Bezugsbetreuer“ intensiv betreut und begleitet. Der „Bezugsbetreuer“ bietet dem Kind/Jugendlichen die nötige Beziehungskonstante und schafft damit ein für einen erfolgreichen Hilfeverlauf notwendiges Vertrauensverhältnis. Auf dieser Basis erlebt das Kind/Jugendlicher Sicherheit und Stabilität, und somit eine konstante Bezugsperson, die es in seinen Fähigkeiten bestärkt, fördert und motiviert und mit dem es gemeinsam nach konstruktiven Lösungen suchen kann.
Verselbstständigung - Ziel der pädagogischen Arbeit ist die Vermittlung von Fähigkeiten, die der junge Mensch zu einem selbstständigen und eigenverantwortlichen Leben braucht. Dafür erfahren sie Unterstützung bei der Entwicklung ihrer persönlichen Kompetenzen, der Bewältigung ihrer Lebenssituation und Planung ihrer individuellen Lebensperspektive. Die Jugendwohngruppe bietet Unterstützung beim Erlernen von hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, bei der Gesundheitsfürsorge, dem Umgang mit Behörden und Institutionen, bei Problemlösungsstrategien und bei der Freizeitgestaltung. Die Unterstützung und das Training sozialer Kontakt- und Bindungsfähigkeit, der Beziehungsgestaltung und der geschlechtsspezifischen Identitätsfindung sind wichtige Bestandteile auf dem Weg zur Verselbstständigung. In Absprache mit den zuständigen Behörden kann auch eine individuelle Nachbetreuung vereinbart werden.